Cathalina-Marie Schomburg Tenorio (Auslandspraktikum in A Coruña)

  • Beitrag veröffentlicht:17. November 2017
You are currently viewing Cathalina-Marie Schomburg Tenorio (Auslandspraktikum in A Coruña)

¡Hola! Mein Name ist Cathalina-Marie Schomburg Tenorio, 17 Jahre alt. Zurzeit absolviere ich eine zweijährige Ausbildung zur Kaufmännischen Assistentin mit dem Schwerpunkt Fremdsprachen und Korrespondenz an den KBS Nordhorn.

Schon als uns berichtet wurde, dass wir unser vierwöchiges Praktikum auch im Ausland antreten können, war mir klar, dass ich nach Spanien möchte. Da ich zweisprachig mit Spanisch aufgewachsen bin und ich es auch in meiner Ausbildung erlerne, war meine Interesse sehr hoch. Natürlich haben die vielen schönen Strände und das gute Wetter auch seine Reize. Die Schule unterstützte mich hier sehr, z.B. half sie mir dabei einen Praktikumsplatz in einer Handelskammer und eine Unterkunft in A Coruña zu finden.

Als ich Anfang September an einem Samstagabend in dort ankam, hat mich meine Gastfamilie herzlich empfangen. Sie bestand aus den beiden Eltern Carlos und Amalia und ihren zwei Adoptivkindern Salam und Ermias. Wir brachten meine Koffer weg und gingen danach in die Stadt um zu essen. Schon da viel mir auf, dass die Läden und Restaurants spät abends noch sehr gut besucht sind.

Meine Gastfamilie hat eine schöne kleine Wohnung auf dem Monte Alto, von der man eine großartige Aussicht auf die Stadt und das Meer hat. Außerdem brauchte ich von der Wohnung aus nur 10 min zum Strand, 15 min zur Innenstadt und 20 min zu meinem Praktikumsplatz. Ich teilte mir ein Zimmer mit meiner Gastschwester Salam, die in meinem Alter ist. Wir haben uns schon direkt vom ersten Tag an super verstanden und verbrachten auch viel Zeit zusammen. Wir trafen uns zum Beispiel oft mit ihren Freunden um in die Stadt oder zum Strand zu gehen. Sie zeigten mir aber auch Sehenswürdigkeiten oder coole Orte, die unter den jüngeren Einwohnern A Coruñas bekannt sind. Am Wochenende gingen wir auch mal feiern in kleinen Clubs oder Bars, was mir sehr viel Spaß machte.

Dass ich so viel mit spanischen Jugendlichen reden konnte, half mir natürlich mein Spanisch zu verbessern, aber ich erfuhr auch viel über ihre Kultur und ihre Einstellung bzw. Meinung zu bestimmten Themen. Zu sehen welche Einstellung Spanier in meinem Alter haben und wie sie leben, interessierte mich sehr.

Auch mit meinen Gasteltern verstand ich mich sehr gut. Wir gingen oft abends oder mittags alle zusammen in einem Restaurant essen. Meistens bestellte ich mir leckere Tortillas oder Empanadas!

Am Montag war dann mein erster Arbeitstag in der Handelskammer von A Coruña. Meine Gastmutter zeigte mir an diesen Tag den Weg. Allerdings war es in den ersten Tagen trotzdem schwer den Weg zu finden, doch nach ca. einer Woche kannte ich mich gut aus. Fremde Leute nach dem Weg zu fragen stellte für mich auch kein großes Problem da und ich bekam auch immer eine höfliche Antwort.

Auch meine Kollegen aus der Handelskammer waren überaus freundlich und hilfsbereit. Zu meinen Aufgaben gehörte es Dokumente zu sortieren, Listen und Tabellen mit Firmen über Word und Excel anzufertigen, Zertifikate zu kopieren und zu heften und Exportanalysen zu erstellen. Vieler meiner Kollegen halfen jungen Leuten dabei einen Arbeits- oder Ausbildungsplatz zu finden. Ich merkte, dass Jugendarbeitslosigkeit in Spanien ein großes Problem ist. Meine Gastfamilie war auch sehr erstaunt, dass ich neben meiner Ausbildung noch einen Nebenjob ausführe. Sie erklärten mir, dass es für Jugendliche so gut wie keine Arbeitsplätze gibt und die meisten Arbeitgeber nur Erwachsene nehmen, so haben sie keine Chance. Viele junge Leute verbringen deshalb auch ihre Freizeit auf der Straße.

Da meine Arbeitszeiten von Montag bis Freitag von 9 bis 14 Uhr waren, hatte ich nachmittags noch viel Zeit für mich. Meistens ging ich nach Feierabend nach Hause um etwas zu essen und danach direkt zum Strand. Meine Gastfamilie dachte sicherlich ich sei verrückt, da die meisten Spanier gegen 14 Uhr die sogenannte “Siesta” machen, das heißt für 2-3 Stunden zuhause ausruhen oder einen Mittagsschlaf tätigen. Selbst viele Läden und Restaurants machen dann einfach zu und öffnen nachmittags nochmal, haben dann aber meist auch länger auf als deutsche Läden. Doch wenn man in der Grafschaft wohnt, will man natürlich das gute Wetter und den naheliegenden Strand voll und ganz ausnutzen und dort seine Siesta verbringen.

Woran ich mich auf jeden Fall erstmal gewöhnen musste war, dass mittags wenige Leute in der Innenstadt unterwegs waren oder wenn, waren es meistens Touristen von den Kreuzfahrtschiffen. Doch als ich abends rausging, hatte ich das Gefühl, dass alle Einwohner auf einmal auf den Straßen sind. Alle Restaurants waren gefüllt und selbst kleine Kinder spielten bis 23 Uhr noch auf den Spielplätzen, was man in Deutschland eher als unnormal empfinden würde. Eine Umstellung war es auch, dass morgens nur etwas Kuchen und Kekse auf den Tisch standen und es erst ab 22 Uhr Abendessen gab.

Als nächstes fiel mir noch auf, dass Spanier sehr mit ihrer Familie verbunden sind. Die Familie steht immer an erster Stelle. Mir persönlich kommt es so vor, als würden die meisten deutschen Jugendlichen in meinem Alter ihre Eltern so gut wie gar nicht mehr nach Erlaubnis fragen, doch in Spanien verbieten die Eltern noch viel und haben auch noch bei einigen Dingen mitzureden.

Was mir besonders gefallen ist, war die Stadt an sich, sie hat ein unvergleichliches Flair, mit den vielen Wohnungen, den ausgefallenen Restaurants und den ganzen Seitengassen. Selbst abends, wenn es dunkel und nicht mehr warm war, konnte man super am Strand sitzen und den Anblick der beleuchteten Stadt genießen. In jeder Straße findet man Cafés und Restaurants, in denen das Essen extrem lecker und sehr preiswert ist.

Durch das Praktikum in der Handelskammer habe ich viel über die Arbeit aber auch viel über mich selbst gelernt und ich kann mir mein zukünftiges Berufsleben jetzt besser vorstellen. Besonders kam mir entgegen, dass ich so gut mit Spanisch zurechtkam. Ich hatte keine Probleme damit Unterhaltungen zu führen oder mich nach etwas zu erkundigen. Wenn Leute meine Spanischkenntnisse lobten, freute mich das sehr. Doch auch Verbesserungen habe ich natürlich dankend angenommen.

Außerdem bin ich sehr froh, dass ich das Glück hatte, bei so einer netten Gastfamilie gewohnt haben zu dürfen und ich hoffe, dass ich sie irgendwann nochmal besuchen kann! Sowohl die Schule als auch das Erasmus+ Programm haben mich dabei unterstützt und mir geholfen diese schöne Erfahrung machen zu können.

Wenn ihr die Chance habt, euer Praktikum in A Coruña zu absolvieren, dann nutzt sie auf jeden Fall!