Christin Albers (Auslandspraktikum in Birmingham)

  • Beitrag veröffentlicht:14. November 2012
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Ich bin Christin Albers, 20 Jahre alt und komme aus Lage. Zurzeit mache ich eine zweijährige Ausbildung zur Kaufmännischen Assistentin für Fremdsprachen und Korrespondenz an den KBS Nordhorn. Da diese Ausbildung rein schulisch ist, bot uns das vorgeschriebene vierwöchige Praktikum einen kleinen Einblick in die praktische Berufswelt.

Ich machte mir bereits einige Gedanken um den richtigen Praktikumsplatz für mich, als uns von der Möglichkeit berichtet wurde, ein vierwöchiges Praktikum in England zu machen, das von dem Leonardo Da Vinci Programm unterstützt wird. Dieser Gedanke weckte sofort mein Interesse, da ich bereits vor einigen Jahren in London war und ich sehr begeistert von Stadt und Kultur bin. Außerdem bin ich der Meinung, dass ein Auslandspraktikum in meinem Berufsfeld genau das Richtige ist. Des Weiteren erhält man die Möglichkeit, seine Sprachkenntnisse zu erweitern und auch im Lebenslauf macht sich solch ein Praktikum sehr gut. Auch war es eine Herausforderung, ganz allein in ein fremdes Land zu fliegen und dort zurechtzukommen.

Ich wollte nicht mit zu hohen Erwartungen in das Praktikum gehen, da ich im Voraus wusste, dass ich nur vier Wochen in dem Unternehmen bin und ich in der Zeit nur typische Praktikantenarbeiten (z. B. Drucken, Ordnen von Dokumenten) erhalte und ich auch nicht alles von der Stadt sehen würde. Ich hatte gehofft, in eine nette Gastfamilie zu kommen, in einem guten Arbeitsklima zu arbeiten und meine Sprachkenntnisse zu erweitern, sowie Kontakte zu den Menschen zu knüpfen und mehr von Kultur und Stadt zu erfahren.

Gearbeitet habe ich montags bis freitags von 09:00 Uhr bis 16:00 Uhr in der Verwaltung am Bournville College in Longbridge (Birmingham). Meine Mitarbeiter und meine Chefin waren sehr höflich und nett. Bei Problemen und Fragen konnte ich stets zu ihnen kommen und sie um Hilfe bitten. Trotzdem sind die Briten sehr zurückhaltend, so dass es schwer ist mit älteren Arbeitnehmern der Firma in Kontakt zu treten. Oft reichte es nur für das typische “Morning” und “See you”, was ich persönlich etwas schade fand. Des Weiteren haben die Briten ein viel ruhigeres Arbeitsklima als die Deutschen. Man lässt sich viel Zeit für Aufgaben. Hektik ist so gut wie nie aufgekommen. Auch bei Stresssituationen blieben sie oft ruhig. Und selbst Verspätungen durch den morgendlichen Straßenverkehr von Birmingham meinerseits wären für meine Chefin kein Problem gewesen.

Meine Tätigkeiten im Beruf waren u.a. das Scannen, Drucken, Kopieren, alphabetisches Ordnen von Dokumenten, Auswerten von Tests, Erstellen von Meeting-Mappen und Deckblättern für Schülermappen oder Bearbeiten von Excel-Tabellen, die z.B. mit Informationen über Schüler und deren Ausbildungsplätze gefüllt waren. Abwechslung vom Arbeitsalltag gab es an einem Freitagmorgen, als ich durch das College in Kontakt mit einer Medienagentur, deren Name “SmartphoneMedia” ist, kam. Hier drehte ich eine Art Werbespot, was eine nette Abwechslung zum Arbeitsalltag und eine neue Erfahrung war.

Allerdings hatte ich auch eine Art Kulturschock. Nicht nur, dass das Wetter an manchen Tagen wirklich nicht purer Sonnenschein war, auch an das tägliche Mittagessen, das meist aus Sandwich und Chips bestand, musste ich mich erst gewöhnen. Während man in Deutschland Chips meistens abends und in Maßen genießt, wird es in England als gewöhnlicher Mittagssnack, wie z. B. in Deutschland ein Apfel angesehen. Ein weiterer Unterschied war die unglaubliche Hilfsbereitschaft der Menschen. Am ersten Tag in England wusste ich nach der Arbeit nicht mehr genau, wie ich von der Bushaltestelle zurück zur Gastfamilie gelangen sollte. Also fragte ich in einem Supermarkt nach und es kamen sofort fünf Leute und kümmerten sich um mich und erklärten mir den Weg. So eine nette und hilfsbereite Art findet man sicher auch in Deutschland aber bestimmt nicht überall und so ausgedehnt wie in Birmingham. Das hat mir sehr gefallen.

Meine Gastfamilie wohnt in einem kleineren Stadtteil von Birmingham, der sich Kings Norton nennt. Alle Familienmitglieder haben mich sehr herzlich aufgenommen, mir in einigen Situationen z.B. Busverbindungen oder Rückfahrt zum Flughafen geholfen, mir aber gleichzeitig viel Privatsphäre gelassen. Ich sollte mich stets fühlen, als wäre ihr zu Hause gleichzeitig meins. Sie haben mich wie eine gute Freundin der Familie behandelt und ich habe mich deshalb sehr wohl bei ihnen gefühlt. Allerdings führt meine Gastfamilie auch ein sehr stressiges, terminlich festgelegtes Leben. Meine Gastmutter ist selbstständig und mein Gastvater in einer Computerfirma beschäftigt. Und auch die Kinder sind ganztägig an einer Privatschule. Erst abends kommt die Familie zusammen. Am Wochenende haben die Kinder Ballett- oder Tennisunterricht. Daher hatte die Familie nicht Unmengen an Zeit, um mit mir an den Wochenenden etwas zu unternehmen, was ich aber nicht unbedingt schlimm fand, da meine Wochenenden auch so mit Sightseeing, Stadtbesuchen und Abendveranstaltungen gefüllt waren. Außerdem habe ich einen Bekannten, der in England lebt, was die Situation für mich vereinfachte. Ich habe einige Kontakte in der Firma und mit den Mitarbeitern der „SmartphoneMedia“ Gruppe geknüpft und bei abendlichen Stadtbesuchen ein paar Menschen kennen gelernt, die mir etwas über die Stadt erzählen konnten. Mit meiner Gastfamilie stehe ich auch weiterhin noch in Kontakt.

Alles in allem würde ich jedem einen solchen Auslandsaufenthalt empfehlen, wenn er die Möglichkeit hierzu bekommt. Ich bin sehr dankbar, dass ich die Möglichkeit bekommen habe, mein Praktikum in Birmingham zu machen. Ich weiß nun mehr über Stadt und Kultur und habe einen ersten Einblick in den Verwaltungsbereich bekommen. Wenn man alleine in einem fremden Land lebt – sei es auch nur für einige Wochen-, stärkt dies noch mal zusätzlich das Selbstbewusstsein und man lernt auf eigenen Beinen zu stehen und auch mit schwierigen, fremden Situationen umzugehen.