Mein Name ist Christopher Nyboer, ich bin 21 Jahre alt, komme aus Itterbeck und arbeite bei der Neuenhauser Maschinenfabrik GmbH als Auszubildender zum Industriekaufmann. Beworben habe ich mich, um eine neue Kultur kennen zu lernen und meine eigenen Englischfähigkeiten zu verbessern, das Leben in der Großstadt kennen zu lernen (der Unterschied zwischen Itterbeck und Birmingham ist recht groß) und die Arbeitswelt in einem anderen Land mit der in Deutschland vergleichen zu können, besonders im Hinblick auf die Zukunft.
Zuerst habe ich mir kaum Gedanken gemacht, da noch so viel Zeit war. Doch als das Praktikum dann näher rückte, kamen die ersten Vorstellungen zu Gastfamilie, Arbeitsplatz und Einheimischen. Wie wird wohl die Gastfamilie sein und wird man sich gut verstehen, wird man mit der Sprache klar kommen, speziell bei der Arbeit, wie groß ist der Betrieb und wie sind die Kollegen, wird alles reibungslos verlaufen oder werden Probleme auftreten, alles Gedanken und Vorstellungen, die im Nachhinein völlig unnötig waren. Von Anfang an war alles besser, als man es sich gewünscht hatte. Nachdem ich beim Flughafen in Birmingham von meinen Gasteltern James und Valon abgeholt wurde, habe ich mich sofort wohlgefühlt. Als ich dann auch noch ein Zimmer mit großem Fernseher und eigenem Bad bekam, in einem Haus, das voller Praktikanten war, wusste ich, das die Zeit nicht langweilig werden würde. Zusammen mit zwei Südkoreanern, deren Englisch nicht das Beste war, einem weiteren Engländer, Valon, James und seinem Sohn Richi, versuchten wir uns nach dem Grundsatz “help yourself” durch Gestikulieren und durch Benutzen einer der drei vertretenen Sprachen zu verständigen. Zur Unterhaltung diente der im Wohnzimmer platzierte Billardtisch, der nicht allzu kleine Garten, indem wir mit dem Luftgewehr schießen konnten (natürlich nur auf Karten) und die in einem sonst alt aussehenden Haus vorhandenen nagelneuen elektronischen Geräte (die anscheinend jeder Engländer hat).
Als die erste Woche dann begann, musste ich zunächst alles Nötige besorgen. Den Studentenpass aus der Schule bekam ich von der Organisatorin Katie, die Busfahrkarte konnte ich mir bei diversen Läden kaufen. Diese benötigte ich, um tagtäglich zum Betrieb zu gelangen, der nicht allzu weit entfernt war. Der mitten in der Broadstreet stehende Quayside Tower, einem frisch renovierten Hochhaus in der Innenstadt, beherbergt das Unternehmen B1 Residential Ltd., meinem Arbeitgeber für Zeit des Praktikums. Ich checkte also wie zuvor per SMS mit Marlon Grey, Inhaber der Firma, abgemacht, in der Rezeption im zweiten Stock ein und wurde dort herzlich empfangen. Ich hatte eine große Firma erwartet, doch stellte ich fest, dass B1 lediglich drei Mitarbeiter hat. So konnte ich zu allen dreien über die Zeit ein gutes Verhältnis aufbauen und auch sehr viel über sie erfahren. Zuerst war die Arbeit im Betrieb recht schwierig, da ich sehr viel telefonieren musste und das Schulenglisch doch sehr von dem abweicht, was der typische Engländer gerne benutzt. Doch nach kurzer Zeit fand ich mich sehr gut ein, auch hatte ich mich an den für England klassischen Instant Coffee gewöhnt.
Meine Arbeit war sehr interessant. Viele verschiedene Aufgaben, wie z.B. das Erstellen von 3D-Gebäudeplänen, der Kundenkontakt, die verschiedenen Hausbesichtigungen und die lockere Arbeitsweise werden mir für immer in Erinnerung bleiben. Nach der Arbeit ging es dann mit dem Bus nach Hause, wobei der starke Verkehr diesen Weg doch recht zeitaufwendig machte. Meistens stand das Essen schon parat und sofort fiel mir auf, dass Engländer sehr viel und sehr ungesund essen. Es gab leckeres, aber sehr fettiges Essen (Fish & Chips, Chili und diverse Fleischgerichte). Meistens haben wir nach dem Essen zusammen im Garten gesessen, Billard gespielt oder englische Serien bzw. Olympia am TV geguckt.
Am Wochenende habe ich mich oft in den Zug gesetzt um andere Teile Englands zu sehen. Speziell London war hier ein absolutes Highlight. Einen Tag nach der Eröffnung der Olympischen Spiele stieg ich an der Station London Marylebone aus und machte mich sofort auf den Weg zur Station Stratford, der nächstgelegenen Station zum Olympischen Park. Dort angekommen, habe ich mich zunächst wie in einer Militärbasis gefühlt, da alles von Polizei und Soldaten kontrolliert und bewacht wurde. Außerdem habe ich noch nie so viele Menschen an einem Fleck gesehen, es war sehr viel los. Zu sehen bekam ich allerdings wenig, da alles abgesperrt war, also zog ich weiter durch die Stadt und bekam andere Sehenswürdigkeiten wie die MS-Deutschland oder das Wembley Stadion zu Gesicht. Mir wurde nie langweilig, sodass die vier Wochen wie im Flug vorübergingen. Das Auslandspraktikum ist eine Chance, die man nutzen sollte. Schade, dass es nicht länger gedauert hat.