Marina Warmer (Auslandspraktikum in Irland)

  • Beitrag veröffentlicht:22. Oktober 2014
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Mein Name ist Marina Warmer, ich bin 20 Jahre alt und wohne in Nordhorn. Im August letzten Jahres habe ich meine 2 1/2 jährige Ausbildung zur Industriekauffrau begonnen. Zeitgleich entschied ich mich für die 1 1/2 Jahre dauernde Zusatzqualifikation zur Europakauffrau, damit ich neben meiner Hauptausbildung etwas über den international wirtschaftlichen Aspekt lernen kann.

Außerdem bietet die schulische Ausbildung der Europakauffrau neben den wirtschaftlichen Lernfeldern die Möglichkeit intensiv die spanische Sprache zu lernen und seine EDV-Kenntnisse zu verbessern. Teil der Ausbildung ist außerdem ein vierwöchiges Praktikum im Ausland, um ausländische Unternehmensabläufe kennenzulernen und die englische Sprache auch tatsächlich einen Monat lang tagtäglich anzuwenden.

Vor allem die Möglichkeit an einem von der Schule geplantem und von der EU gefördertem Auslandspraktikum teilzunehmen, machte das Angebot sehr attraktiv für mich. Ich sah in einem Auslandspraktikum die Chance meine Kenntnisse in der englischen Sprache zu erweitern, andere Kulturen kennenzulernen und einen Einblick in die Abläufe eines ausländischen Unternehmens zu erlangen.  Ein weiterer Vorteil des Auslandspraktikums war, dass man sein Praktikumsland selbst wählen konnte. Viele Länder, wo bisher schon Praktika von Schülern der KBS absolviert wurden, standen zur Auswahl. So konnte man z.B. nach England, Spanien, Irland oder die Niederlande reisen. Für manche mag die Auswahl des Praktikumslandes schwierig gewesen sein, weil alle Länder verlockend klangen. Ich persönlich hatte mein Wunschziel allerdings schnell festgelegt. Meine Reise sollte mich nach Irland, die wunderschöne grüne Insel im Nordwesten Europas führen. Viele Bekannte und Familienmitglieder fielen ins Schwärmen, wenn sie über ihren Besuch in Irland sprachen. Ganz viele Worte wie freundlich, locker und sympathisch fielen in den Gesprächen. Das führte dazu, dass ich mit der Einstellung am Tag meiner Hinreise ins Flugzeug stieg, dass die irische Gastfamilie und das irische Unternehmen, in dem ich später arbeiten würde, mich freundlich empfangen und unterstützen würden. Natürlich war man trotzdem ziemlich nervös, weil man in einem fremden Land komplett auf sich gestellt war. Das Telefonat mit der Gastfamilie wenige Tage zuvor hatte allerdings geholfen, die Aufregung ein wenig zu dämmen und sich auf die Reise etwas gelassener vorzubereiten, weil man schon am Telefon etwas von der Offenheit und Freundlichkeit der Iren spürte.

Wie ich schon erwartet hatte, wurde ich herzlich von meinen Gasteltern am Flughafen empfangen. In meinem vorübergehenden neuen Haus bekam ich erstmal Tee und Kekse angeboten. Anschließend zeigten mir die Gasteltern die Stadt und den Weg zu meiner Sprachschule, zu der ich die erste Woche gehen würde. Schnell lernte ich auch 3 weitere Auslandsstudenten, einen Franzosen, eine Spanierin und einen Deutschen kennen. Mit ihnen verbrachte ich viel Zeit, unternahm Ausflüge und ging abends mal feiern. Mit der Gastfamilie an sich hatte ich leider nicht so viel zu tun. Sie zogen sich eher zurück und ließen uns Austauschschüler unter sich. Morgens frühstückte jeder für sich, weil wir zu unterschiedlichen Uhrzeiten zur Schule bzw. Arbeit mussten. Erst gegen Abend kehrten wir nach Hause zurück, weil man sich nach der Arbeit noch die Zeit in der Stadt vertrieb. Es wurde Smalltalk mit der Gastfamilie gehalten, es wurde sich erkundigt wie unser Tag war, ob uns die Arbeit Spaß machte und wie unsere Pläne für den Abend waren. Gegen 19 Uhr gab es ein von der Gastmutter vorbereitetes Dinner, welches ich aber nicht mit den Gasteltern zusammen, sondern nur mit den anderen Austauschschülern genoss. Das Essen der Iren ist vergleichbar mit dem deutschen Essen, aber alles ist viel würziger als wir es hier kennen. An manchen Abenden gingen wir in eine Disco oder in einem Pub und trafen viele weitere Austauschstudenten aus Spanien, Italien, Korea, Frankreich und Russland.

In meinem Praktikumsbetrieb, einem international tätigen Unternehmen, welches Brillen und Kontaktlinsen vertrieb, Hör- und Sehtests anbot, wurde ich ebenfalls sehr herzlich und freundlich aufgenommen. Zuallererst wurden mir alle Bereiche des Unternehmens und auch die Mitarbeiter vorgestellt. Dann zeigte man mir meinen Arbeitsplatz in der Verwaltungsabteilung und ich lernte die Kollegen kennen, mit denen ich in den nächsten drei Wochen zusammenarbeiten würde. Sofort wurde ich in die Arbeit eingewiesen und bekam meine eigenen Aufgaben. Meine Aufgaben beinhalteten die Digitalisierung und Archivierung von Patientenakten sowie die Einreichung von ärztlichen Leistungsansprüchen. Auch habe ich das Unternehmen bei seinem Inventurverfahren unterstützt und wurde in den täglichen Bankprozeduren eingebunden, z.B. durfte ich die Bareinnahmen vom Vortag zählen. Auch durfte ich Einkäufe für das Unternehmen erledigen und kreative Aufgaben wie das Gestalten von Postern übernehmen.

Die Leute in meinem Unternehmen hatten ein sehr gutes Verhältnis zueinander. Nach der Arbeit gingen sie öfters gemeinsam aus. Der Geschäftsleiter überlegte sich viele verschiedene Möglichkeiten um die Mitarbeiter im Unternehmen zu motivieren und die Teamfähigkeit zu fördern. Zum Beispiel gab es Wettkämpfe, wer als Team die meisten Brillen verkaufte und das Gewinnerteam erhielt als Preis ein Hotelfrühstück. Ich habe festgestellt, dass die irischen Unternehmen nicht so strukturiert sind. Die Büros in Irland sehen eher chaotisch und unordentlich aus. Trotzdem weiß jeder, wo sich welche Unterlagen befinden. In Deutschland kleiden sich die Mitarbeiter eher modisch und modern. Die Mitarbeiter irischer Unternehmen haben meist einen einheitlichen Dresscode. Bei mir im Unternehmen trugen bspw. alle Frauen Stoffhosen, Firmenshirts und einen Schal, die Männer trugen einen Anzug mit Krawatte.

Allgemein lässt sich über die irische Bevölkerung sagen, dass die Iren immer gut drauf sind. Scheint nur einen kurzen Moment die Sonne, wird das Wetter gelobt. In Deutschland findet man meist Leute, die mit dem Wetter unzufrieden sind. Die irischen Menschen sind ein freundliches Volk. Für alle Kleinigkeiten wird sich bedankt oder gesagt „You are welcome!“. Ich habe bemerkt, dass jeder sich nach der Busfahrt bei dem Fahrer bedankt. Für gute Arbeit wird man mehrmals gelobt, was einen mehr motiviert und ein gutes Arbeitsverhältnis bewirkt. Hier in Deutschland sagen die Menschen vergleichsweise weniger Danke und Bitte. Auch in den Unternehmen ist es meist so, dass man nicht für super gute Arbeit gelobt, sondern eher für schlechte Arbeit ermahnt wird.

Überrascht war ich, als ich am Ende des Praktikums eine Brille für gute Arbeit von meinem Praktikumsbetrieb geschenkt bekam. Innerhalb von zwei Stunden wurde für mich ein Sehtest gemacht, die richtigen Gläser angefertigt und die Brille fertiggestellt. Ebenfalls überrascht war ich von dem guten Wetter. Eigentlich wird immer gesagt, dass es in Irland ständig regnet. Ich hatte in den vier Wochen glücklicherweise nur sechs Tage, an denen es regnete. Die restlichen Tage waren geprägt von Sonnenschein und recht angenehmen Temperaturen.

Mein Fazit: Ich habe während meines Auslandsaufenthaltes viele verschiedene Menschen aus unterschiedlichen Kulturkreisen kennengelernt. Über die irische Kultur habe ich aufgrund des Lebens in einer Gastfamilie und aufgrund meiner Tätigkeit in einem irischen Unternehmen viel gelernt. Während meines Auslandsaufenthaltes habe ich die Arbeitstechniken der irischen Unternehmen kennengelernt, die sich jedoch nur in geringem Maße von denen der deutschen Unternehmen unterscheiden. Das Auslandspraktikum half mir dabei selbstständiger und vor allem selbstsicherer in der englischen Sprache zu werden.

Also alles in allem war es eine unglaubliche Erfahrung. Ich würde ein Auslandspraktikum jedem weiterempfehlen.