Marlen Roovers (Auslandspraktikum in Birmingham)

  • Beitrag veröffentlicht:25. September 2012
You are currently viewing Marlen Roovers (Auslandspraktikum in Birmingham)

Mein Name ist Marlen Roovers, 21 Jahre alt aus Georgsdorf. Ich mache zurzeit eine Ausbildung zur Industriekauffrau bei J+B Küpers GmbH in Osterwald. Als Herr Beckmann in unsere Klasse kam und uns das Leonardo da Vinci Projekt vorzustellen, war mir sofort klar, dass ich mich bewerben würde.

Für mich war es eine Chance etwas völlig neues kennenzulernen und meine Erfahrungen zu erweitern. Zum Glück war in Birmingham eine Stelle frei und so freute ich mich darauf, den ganzen Juli über nach Großbritannien zu fahren.

Als ich dann in der Schule erfahren habe, dass mit mir noch zwei meiner Mitschüler nach Birmingham reisen würden, konnte nichts mehr schief gehen. Mein Ausbildungsbetrieb stellte uns freundlicherweise einen Bulli zur Verfügung, sodass wir alle zusammen zum Flughafen nach Amsterdam kommen konnten. Dort angekommen fing ich an ein bisschen nervös zu werden: Wie wird meine Gastfamilie sein? Werden Sie mich überhaupt am Flughafen abholen? Wie werde ich Sie erkennen? Und wie wird es bei der Arbeit sein? Ist ein Monat nicht viel zu lang? Als wir dann nach einer Stunde endlich in Birmingham landeten, waren die meisten Zweifel weggeflogen. Meine Gastfamilie stand direkt am Ausgang mit einem Zettel in der Hand “Hello Marlen” und sie waren von Anfang an sehr nett und gut zu verstehen. Vom “Birminghamer Slang” war zum Glück nicht viel zu hören. Meine Familie bestand aus einer Frau, Gill, und einen Mann, Tony. Während meiner Zeit in England haben zwei Schülerinnen aus Südkorea in der Gastfamilier gewohnt. So entstanden schon die ersten Eindrücke mit der asiatischen Kultur.

Am Dienstag fing unsere erster Arbeitstag an. Ich musste laut Gill eine Stunde mit dem Bus fahren, aber da es mein erster Tag war, noch nicht mit den Bussen vertraut und umsteigen musste, bin ich zwei Stunden vorher gefahren. Das erste was mir aufgefallen ist, dass die Engländer alle sehr freundlich und zuvorkommend sind. Als ich im Bus saß mit der Karte auf meinem Schoß und verzweifelt jede Bushaltestelle die wir anfuhren besah, wurde ich von verschiedenen Menschen angesprochen, ob Sie mir helfen könnten. Ich war sehr dankbar für diese Hilfe, denn ohne wäre ich an der falschen Stelle umgestiegen.

Ich arbeitete bei der Birmingham Chamber of Commerce Group und dort in der Abteilung Institute of Asian Businesses. Meine Vorgesetzten waren aus Indien und Kuwait und in dem Büro saßen Leute aus Deutschland, Frankreich, Italien und verschiedenen asiatischen Ländern. Meine Erfahrungen mit Menschen aus unterschiedlichen Kulturen zu arbeiten fingen also dort schon an. Die Hauptaufgabe der IAB besteht darin, asiatischen Menschen beim Fuß fassen in Großbritannien zu helfen und ihnen die richtigen Kontakte zu vermitteln oder britischen Unternehmen zu helfen Beziehungen nach Asien aufzubauen.

Es stand ein religiöses Fest bevor und ich musste die Buchungen der Kunden eintragen, damit Sie den Überblick behielten, wie viele Menschen kommen würden. Dies tat ich die meiste Zeit meiner vier Wochen dort. Doch auch musste ich Briefe abtippen, kopieren gehen, Post holen und wegbringen und wir waren in verschiedenen Meetings mit potenziellen neuen Kunden. Wir waren in Hotels innerhalb und außerhalb von Birmingham um uns neue Räume für die religiösen Feste anzusehen. Auffallend war, dass man dort so eine lockere Arbeitsmoral hat. Ich war immer eine Viertelstunde vorher im Büro und ganz alleine. Ich musste von 9.00 Uhr bis 16.30 Uhr arbeiten und man hat mir sofort am ersten Tag gesagt, es sei nicht schlimm, wenn man einmal zehn Minuten zu spät komme. Hinzu kam noch eine Stunde Mittagspause. Wenn man jedoch eher im Büro war, durfte man noch private Sachen im Internet erledigen. Wenn man dann Feierabend hatte, dann machte man auch Feierabend, egal womit man gerade beschäftigt war. Sogar Emails werden abgespeichert und am nächsten Tag einfach weiter geschrieben. Auch anders als in Deutschland ist, dass man dort immer hübsch gekleidet sein muss. Jeans und Turnschuhe sind nicht erlaubt, am liebsten auch keine Tshirts. In der Zeit in England bin ich 21 Jahre alt geworden und meine Kollegen haben mir Kuchen ausgegeben, Geschenke geschenkt und meinen Schreibtisch dekoriert. Dort ist 21 ein wichtiges Alter, ab dem man endlich zu den Erwachsenen zählt. Dabei war ich erst zwei Wochen bei Ihnen beschäftigt.

Meine Gastfamilie machte immer sehr gutes Essen und natürlich gab es auch traditionell “Fish & Chips”. Wobei man über die Pommes Salz, Pfeffer und Essig gibt. Der Geschmack war gewöhnungsbedürftig. Gill und Tony waren mir wirklich eine große Hilfe, sie haben mir alles erklärt und mich oft irgendwo hingebracht oder abgeholt. In deren Haus wurde ich aufgenommen, als wäre ich ihre eigene Tochter. Wir sind jetzt immer noch in Kontakt, via SMS und Email. Ich habe Sie sofort eingeladen auch einmal zu mir nach Deutschland zu kommen.

Da wir zu dritt als deutsche Praktikanten dort waren, haben wir oftmals was zusammen gemacht. Ein Wochenende waren wir in London, wo gerade die Olympischen Spiele stattgefunden haben. Es war interessant zu sehen, wie viele Menschen sich in den Farben Ihres jeweiligen Landes angezogen haben nur, um deren Zugehörigkeit zu zeigen. Dadurch, dass die Olympischen Spiele waren, waren die meisten Sehenswürdigkeiten ziemlich verlassen und man konnte sich alles in Ruhe angucken. Natürlich haben wir auch Fotos von uns mit den Olympischen Ringen an der Tower Bridge geschossen.

Als die vier Wochen vorbei waren, waren alle erstaunt. So schnell ist die Zeit vergangen, uns allem kam es vor, als sei ich erst vor einer Woche angekommen. Ich verabschiedete mich von meinen Arbeitskollegen und gab Ihnen als Dankeschön einen Kuchen aus. Wir tauschten Email-Adressen und stehen auch heute noch in Kontakt. Diese Zeit ging viel zu schnell um und ich kann nur jedem empfehlen dieses Praktikum wahrzunehmen, wenn ihm die Gelegenheit dazu kommt. Man lernt so viele neue Eindrücke kennen, entwickelt das Selbstbewusstsein, da man auf sich allein gestellt in einem fremden Land mit einer fremden Sprache ist und knüpft Freundschaften fürs Leben.