Durch das Projekt Leonardo da Vinci hatten wir, Michelle Geers (18) aus Nordhorn und Jasmin Roters (21) aus Uelsen, die Möglichkeit an einem vierwöchigen Auslandspraktikum teilzunehmen. Wir befinden uns zurzeit im dritten Ausbildungsjahr zur Bürokauffrau, Michelle bei der Bentheimer Eisenbahn AG in Nordhorn und Jasmin bei der ReWo Unternehmensgruppe in Nordhorn.
Wir haben uns für ein Praktikum in Newcastle upon Tyne in England entschieden. Michelle arbeitete in den vier Wochen bei Allmedia, einer Firma für Webdesign und Jasmin bei der Firma Cottages in Northumberland, die Ferienhäuser verwaltet. Die Hauptaufgaben lagen darin, Excel-Listen zu erstellen und Ablagearbeiten zu vollrichten. Jeder hatte seine eigenen kleinen Projekte. Michelle erstellte einen Beurteilungsbogen über ihre Firma Allmedia und schickte diesen den Kunden zu. Die Antworten durfte sie dann auswerten. Jasmins Aufgabenbereich lag darin E-Mails an die Urlaubsgäste zu verschicken und die Anfragen zu bearbeiten.
Newcastle upon Tyne ist eine Stadt im Nordosten von England mit ca. 300.000 Einwohnern an dem Fluss Tyne. Der Fluss trennt Newcastle von der Stadt Gateshead. Besonders die sieben berühmten Brücken, die sich über der Tyne erstrecken, haben es uns angetan. An einem Abend sind wir über die legendäre “Tyne-Bridge” gelaufen und konnten von da aus das farbige Lichterspiel der “Millenium-Bridge” beobachten. “Das muss mal unbedingt mal erlebt haben”, dachten wir. Ein weiteres Highlight der Stadt ist das große Konzerthaus und Veranstaltungszentrum namens “The Sage”. Viele sagen, dass sie aussieht wie eine Schnecke, weil sie ein gewölbtes Dach hat. Genauer genommen liegt “The Sage” auf der anderen Seite des Flusses in Gateshead. Auch das berühmte “MetroCentre” liegt im Herzen von Gateshead. Das “MetroCentre” ist ein riesiges Einkaufzentrum und für uns war es eines der größten Schätze Englands, denn dort befanden sich Tausende Shopping Stores auf einen Fleck. Fast jedes Wochenende fuhren wir mit dem Bus dorthin um zu shoppen. Der Traum jeder Frau!!! Einmal waren wir dort sogar mit der Firma von Michelle (Allmedia) bowlen. Außerdem wurden wir von dem Chef der Firma Allmedia zum Fußball spielen in der Soccerhalle eingeladen. Es hat allen riesigen Spaß gemacht.
Die Transportmöglichkeiten in Newcastle waren sehr gut. Mit dem Bus war es sehr einfach nach Gateshead zum Shopping Centre zu gelangen. Zudem hatten wir eine kleine Metrostation in unserer Stadt, mit der wir an einem Sonntag an die Nordsee nach Tynemouth gefahren sind. An der Station in Tynemouth erwartete uns schon ein kleiner Flohmarkt. Dann mussten wir noch ca. zehn Minuten bis zum Meer laufen. Es war wirklich ein schöner Tag, die Sonne schien und es war richtig warm. Wenn man einmal in Newcastle upon Tyne ist, sollte man sich auf jeden Fall ein Fußballspiel im Stadion St. James’ Park ansehen. Wir haben Newcastle United gegen West Bromwich Albion gesehen und es war fantastisch. Das Spiel endete 2:1 für Newcastle United. Das entscheidende Tor fiel in der 92. Minute und somit war das Spiel bis zum Ende richtig spannend. An einem Samstag sind wir mit der Managerin von Cottages in Northumberland nach Seahouses gefahren und haben uns ein paar Ferienhäuser angesehen. Dann waren wir dort noch eine Kleinigkeit essen und sind am Meer spazieren gegangen.
Obwohl wir nicht direkt in Newcastle wohnten, hielten wir uns dennoch die meiste Zeit dort auf. Denn zu Fuß konnte man das Stadtzentrum schnell und leicht erreichen. Wir wohnten in einer kleinem Stadtteil namens Jesmond mit einer Einwohnerzahl von ungefähr 12.000. Diese Stadt ist berühmt für ihre Pubs und Bars. Es ist eine Studentenstadt, da es dort viele Hochschulen gibt und das Zusammenspiel aus Studenten und Pubs ist perfekt. Eines Abends wollten wir in die sagenhafte Osbourne Road gehen, wo sich Pubs und Restaurants aneinander reihen. Tagsüber herrschte dort Leere und abends war diese Straße überfüllt. Merkwürdig erschien uns, dass die Mehrheit draußen saß und dass bei gefühlten minus 15 °C. Die Engländer haben anscheinend ein anderes Empfinden von Kälte als wir Deutschen. Wenn wir Schal und Jacke tragen, tragen die Engländer kurze Hose und T-Shirt. Zu den Engländern kann man aber noch mehr als nur ihr Kältebefinden sagen. Sie sind sehr aufgeschlossen und überfreundlich. Einmal standen wir verlassen in der Stadt mit unserem Stadtplan in der Hand und hatten keine Ahnung, wo wir hin mussten. Plötzlich sprach uns ein älterer Mann an und fragte, ob er uns helfen kann. Wir waren total erstaunt darüber, denn so was hatten wir noch nicht erlebt. Normalerweise muss man von sich aus auf jemanden zugehen um Hilfe zu bekommen und in England kommen die Menschen auf uns zu. Der Mann zeigte uns also den Weg und begleitete uns sogar ein Stück. Er war ausgesprochen nett und erzählte uns einiges über Newcastle. Auch unsere Arbeitskolleginnen und Arbeitskollegen waren sehr hilfsbereit. Die Engländer sprechen mit einem Enthusiasmus wie man ihn in Deutschland so nicht kennt. Wenn sie etwas erzählen, hat man das Gefühl, als wäre man dabei gewesen. Das hat uns sehr imponiert, denn dadurch schien es auch so, als wären sie nie gereizt oder genervt. Sie waren immer voller Freude und das ist unbeschreiblich toll. Das schwierige an den Engländern, speziell in Newcastle, war ihr Akzent, der sich Geordie nennt. Anfangs war es wirklich mühevoll sie zu verstehen, doch sie gaben sich Mühe ohne Akzent zu sprechen und somit konnten wir sie auch gut verstehen.
Wie bereits erwähnt, wohnten wir in einem kleinen Ort namens Jesmond. Dort verbrachten wir die vier Wochen gemeinsam in einem Apartment. Unsere Vorstellungen von der Wohnung wurden weit übertroffen. Wir hatten eine große Küche und ein riesiges Wohnzimmer mit Kamin. Das Badezimmer war zwar klein, aber so groß, dass sogar eine Badewanne hineinpasste. Jeder hatte sein eigenes Schlafzimmer und eine kleine Abstellkammer gab es auch noch. Die Wohnung war mit allem ausgestattet, was man für das Leben braucht. Es ist schon etwas anderes, plötzlich alleine in einer Wohnung zu wohnen, wenn man eigentlich noch zuhause bei seinen Eltern lebt. Wir mussten selber einkaufen, abwaschen, putzen, kochen und alles was dazu gehört. Das Kochen stellte sich als schwieriger heraus als wir dachten, da man nicht wusste, was schmeckt und wo man was herbekommt. Zuhause hat mein seinen Lieblingseinkaufsmarkt und weiß, welche Marken schmecken und welche nicht.
Das Verwirrendste an England ist natürlich der Linksverkehr. Man sitzt auf der rechten Seite und fährt auf der linken Fahrbahn. Zum Glück mussten wir kein Auto fahren, denn die Wahrscheinlichkeit, dass wir einen Unfall gebaut hätten, wäre sehr hoch gewesen. Besonders die Kreisverkehre hätten uns überfordert. Dazu kam, dass speziell in Newcastle die Fußgängerampel völlig missachtet wird. Wir warteten immer schön bis die Ampel grün wurde, während die Engländer einfach gingen, wenn die Straße frei war. Als wir mit dem Mann, der uns den Weg zeigte, an der Ampel standen, meinte er sogar “die korrekten Deutschen”, denn er ging natürlich bei rot, während wir noch auf grün warteten.
Alles in allem war das Praktikum in England eine großartige Chance, die wir nicht missen wollen. Wir konnten nicht nur unsere Englisch-Kenntnisse verbessern, sondern sind auch selbstbewusster und eigenständiger geworden. Es war toll, eine andere Kultur und neue Leute kennen zu lernen. Jederzeit würden wir diese Gelegenheit wieder wahrnehmen und können nur jedem empfehlen diese Erfahrung zu machen!