Vanessa Solic (Auslandspraktikum in York)

  • Beitrag veröffentlicht:13. April 2010
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Schon immer habe ich mich für ein Auslandspraktikum in einem englischsprachigen Land interessiert. Dass es letztendlich nun wirklich geklappt hat, war Glück und Zufall zugleich. Durch Frau Andringa und Herrn Beckmann habe ich relativ kurzfristig erfahren, dass ein freier Platz für ein 4-wöchiges Praktikum, welches vom BNW (Bildungswerk der niedersächsischen Wirtschaft) organisiert und vom “Leonardo da Vinci Programm” finanziert  wird, verfügbar ist.

Dank den Bemühungen von Herrn Beckmann ging es am 06. März 2010 für mich auch schon los. Am Bremer Flughafen habe ich die anderen deutschen Auszubildenden, die ebenfalls an diesem Projekt teilnahmen, getroffen und kennen gelernt. Nach knapp eineinhalb Stunden Flug kamen wir in Liverpool am Flughafen an und fuhren von dort aus zusammen mit der Bahn nach York. Schon die ersten Eindrücke des Landes, wie zum Beispiel der Linksverkehr  und die meiner Meinung nach unorganisierten Fahrplanbeschreibungen der öffentlichen Verkehrsmittel machten uns anfangs ein wenig zu schaffen. Als wir gegen Mitternacht in York ankamen, trennten sich unsere Wege vorerst wieder. Nachdem wir unsere Handynummern ausgetauscht hatten, nahm sich jeder ein Taxi um endlich zu seiner Gastfamilie zu kommen und den ersten Tag abzuschließen.

Ich wohnte in meiner ersten England-Woche bei einer alleinerziehenden Mutter mit zwei Töchtern (15 und 17 Jahre alt). Die Familie war zwar freundlich und nett, jedoch zeigte sie nicht viel Interesse und so fühlte ich mich überhaupt nicht wohl und wollte am nächsten Tag soviel wie möglich draußen verbringen und die Stadt erkunden. Mein erster Ausflug führte mich, wie auch nicht anders zu erwarten war, in ein großes Shoppingcenter. Nach einigen neuen Errungenschaften traf ich mich nachmittags mit den anderen Auszubildenden am Bahnhof, um unsere Sprachschule, die wir die nächsten fünf Tage besuchen würden, ausfindig zu machen und die Innenstadt zu erkunden. Gegen Abend machten wir uns wieder auf den Weg zu unseren Familien um mit ihnen gemeinsam zu Abend zu essen und sich gegenseitig etwas kennen zu lernen. Auch an diesem Abend ging ich früh ins Bett, da ich am nächsten Tag schließlich fit sein musste, für meinen ersten Tag in der Sprachschule.

Am nächsten Morgen war es dann soweit. Ich fuhr mit dem Bus in die Stadt und lief das letzte Stück zur Schule, wo ich mich mit den anderen Deutschen verabredet hatte. Da wir zuvor in Deutschland schon einen Einstufungstest machen mussten, waren wir schon alle in verschiedene Gruppen eingeteilt und wurden in unsere Klassenräume geleitet. Der Unterricht begann um 09:00 Uhr morgens und endete um 16:30 Uhr am Nachmittag. Dazwischen hatten wir eine halbe Stunde Frühstücks- und eineinhalb Stunden Mittagspause. So lange Pausen und so wenig Unterricht sind wir Deutschen ja gar nicht gewohnt, also war die erste Woche eine mehr oder weniger entspannte Woche. Der Unterricht war locker und interessant. Vormittags wurde überwiegend Grammatik geübt und nachmittags stand das “freie Sprechen” an erster Stelle. Sehr interessant für mich war, dass wir in dieser einen Woche so viele Menschen verschiedener Nationalitäten kennen gelernt haben und auch in unserer Freizeit mit ihnen Zeit verbracht haben. Wir besuchten zusammen Veranstaltungen in der Stadt (z. B. Livemusik in Pubs) und zogen durch die zahlreichen Clubs in der Yorker Innenstadt. Nach einem Tag war es für uns ganz normal nur noch Englisch zu reden und wenn es mal nötig war, sich mit Händen und Füßen zu verständigen.

Nach einer Woche hieß es für uns, Abschied nehmen, da wir unsere letzten drei Wochen in unterschiedlichen Städten verbringen würden. Dies feierten wir nochmal mit einer letzten gemeinsamen Nacht in einigen Clubs und Pubs. Am Sonntagmittag machte ich mich auf den Weg zum Bahnhof um von dort nach Manchester zu gelangen. Ich war froh, dass die erste Woche rum war, und freute mich auf eine neue Gastfamilie. Gegen 16:00 Uhr traf ich in Manchester am Bahnhof ein und wartete auf meinen “Fahrer”. Mein Praktikumsbetrieb schickte mir einen Fahrer, der mich zu meiner Gastfamilie bringen sollte. Als ich ihn nach ein paar Schwierigkeiten endlich gefunden hatte, ging es auch schon los nach Bolton. Mittlerweile waren zwei Stunden seit meiner Ankunft vergangen, als ich endlich bei meiner neuen Familie eintraf. Wie sich herausstellte, war es keine Familie, sondern eine nette Frau, die in Bolton ihren Zweitwohnsitz hat. Sie war sehr freundlich und herzlich und ich fühlte mich sofort nett empfangen und wohl. Nachdem sie mir mein Zimmer, den Rest der Wohnung und sogar die Stadt und meinen Arbeitsweg gezeigt hatte, saßen wir den ganzen Abend zusammen im Wohnzimmer und unterhielten uns.

Am nächten Morgen lief ich zum Bahnhof, der ca. zwei Kilometer entfernt war, und nahm den Zug zu meinem Praktikumsbetrieb, der “inlingua Manchester”, einer Sprachschule in der “Bolton Arena”. Auch hier musste ich erst um 09:00 Uhr morgens anfangen. Feierabend hatte ich um 17:15 Uhr. Als ich das Gebäude betrat, wurde ich sofort herzlich empfangen und durch die Arena geführt. Der Leiter der Sprachschule erklärte mir alle wichtigen Details und teilte mir meine erste Aufgabe mit: Ich sollte Mappen für die neuen Schüler erstellen. Im Laufe des Tages lernte ich auch die anderen Kollegen kennen. Da zu der Zeit leider keine “Hochsaison” war, wurde mir schon am ersten Tag mitgeteilt, dass es nicht sehr viel zu tun geben wird für mich. Doch davon ließ ich mich nicht abschrecken. Neben einigen Büroarbeiten und zahlreichen Aufgaben am Computer, nahm ich mir Zeit, neue Schüler herumzuführen und ihnen, soweit ich konnte, zu helfen. Einmal in der Woche führt die Sprachschule ein simuliertes Businessmeeting durch. Dazu gibt es ein bestimmtes Thema (z. B. die Eröffnung einer neuen Fabrik in Australien) und verschiedene Rollen in einem Unternehmen. Jeder Schüler bekommt eine Rolle zugewiesen (Geschäftsführer, Verkaufsleiter etc.) und muss in diesem Meeting die beste Lösung aus seiner Sicht für das gegebene Problem finden. An diesem Meeting nahm ich zwei Mal teil und war wirklich begeistert. Es hat sehr viel Spaß gemacht und meine fachlichen Sprachkenntnisse stark gefördert. Durch die gute Beziehung zwischen mir, dem Kollegium und den Schülern vergingen die drei Wochen wir im Flug. An manchen Tagen trafen wir uns außerhalb der Arbeitszeit und gingen bowlen oder etwas trinken. Als ich abends “nach Hause” kam, wartete meine Gastmutter auch schon mit dem Essen auf mich. Da ich in der Gegend niemanden kannte, unternahm auch sie sehr viel mit mir. Wir gingen zusammen ins Kino, in die Innenstadt von Manchester und an den Strand.

An meinem letzten Tag traf ich mich mit zwei der anderen deutschen Auszubildenden, welche ihre Zeit in Cardiff verbracht hatten, in Liverpool. Wir buchten uns ein Hotelzimmer und nutzten unseren letzten Tag bzw. Abend in England aus. Nach knapp vier Wochen machten wir uns am nächsten Morgen auf den Weg zum Flughafen. Dort gab es zunächst einige Schwierigkeiten, da wir leider alle etwas Übergepäck und wir fast unseren Flieger verpasst hatten. Gegen 16:00 Uhr saßen wir aber endlich im Flugzeug auf den Weg in die Heimat.

Alles in allem war es eine super Erfahrung, die ich jederzeit wieder machen würde. Obwohl es einige Schwierigkeiten gab und ich meine Freunde und Familie stark vermisst habe, kann ich nur Positives aus dieser Zeit ziehen. Ich kann so einen Auslandsaufenthalt jedem empfehlen. Es ist eine sehr gute Möglichkeit die Sprachkenntnisse zu verbessern, selbständiger zu werden und das Land und die Kultur auf eine aufregende Art und Weise kennen zu lernen.