Verschiedene Länder – gleiches Problem: Wie unterrichtet man die Jugend zeitgemäß?

  • Beitrag veröffentlicht:15. Juni 2018
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Holger Jouppien besucht vom 7.-10. Juni 2018 ein Symposium über kreative und innovative Lehrmethoden in Rumänien

Wie motiviert man die Schüler heutzutage? Was bringt und wie nutzt man die Digitalisierung? Wie geht man mit heterogenen Klassen um? Diese Fragen standen zentral zur Diskussion bei einem Symposium am 8. Juni in Barlad, Rumänien. Die Partnerschule Mihai Eminescu Theoretical High School, neben den KBS Nordhorn eine von zehn teilnehmenden Schulen am europäischen Projekt ‚Literature Live‘ von 2013-2015, hatte in Zusammenarbeit mit einem weiteren Gymnasium zum 1. Internationalen Symposium eingeladen. Da ich den Kontakt zu den rumänischen Kolleginnen über die Jahre gehalten hatte, erreichte mich die Einladung, die ich zur Förderung der europäischen Kooperation gerne annahm.

Nach einem knapp zweistündigen Flug Dortmund-Bukarest ging es mit einem Minibus 4,5 Stunden zuerst durch die rumänische Tiefebene, dann durch das hügelige Moldawien in die knapp 50.000 Einwohner zählende Stadt Barlad. Das Gymnasium Mihai Eminescu, benannt nach einem der bedeutendsten rumänischen Dichter des 19. Jahrhunderts und untergebracht in einem von den Sowjets 1958 errichteten Militärgebäude, bereichert seit 1963 die Bildungslandschaft, u.a. mit einer der größten Schulbibliotheken Rumäniens.

Bibliothek Gymnasium Mihai Eminescu

Neben mir als deutschem Gast waren eine slowakische Delegation, bestehend aus drei Lehrern und sechs Schülern, sowie zwei Schüler eines Gymnasium aus der Moldawischen Republik zu Gast. Zusammen ging es ins Kinogebäude. Leider nicht zu einem spannenden Thriller, auch wenn dies sicher eine kreative Lehrmethode wäre, sondern in einen Vortragssaal mit ca. 120 Besuchern, hauptsächlich Lehrerkollegen und Schüler der rumänischen Gymnasien. Weitgehend in Rumänisch, teils auch in Englisch, wurden kreative Ideen ausgetauscht, z. B. zum Einsatz digitaler Medien oder der Arbeit in europäischen Projekten. Auch ich berichtete über die Arbeit in verschiedenen Bereichen der KBS, u.a. in der BEK und in den mit Schülern sehr unterschiedlichen Niveaus bestückten Berufsschulklassen. Anschließend gab es einen Workshop für Schüler, in denen Teambildungsmaßnahmen eingeübt wurden.

Kinosaal für das Symposium

Abends gab es einen rumänischen Abend im Foyer des Gymnasiums Mihai Eminescu. Bei einer Mischung aus rumänischer Musik, zu der intensiv getanzt wurde, und schmackhaften Spezialitäten der Region gab es einen regen Austausch, soweit die Englischkenntnisse dies erlaubten. Rumänisch ist als romanische Sprache geschrieben zwar in Ansätzen zu erschließen, gesprochen versteht man jedoch sehr wenig. Als bekennender Chorsänger nutzte ich, auf mehrmalige Bitte hin, die Gelegenheit, den rumänischen Kollegen einen deutschen Liedtext beizubringen. Ich wählte einen, der dazu aufruft, die Gläser zu füllen.

Begrüßung der ausländischen Gäste durch die Schulleitung mit Brot und Salz

Traditionelle rumänische Tänze dargestellt von jungen Tänzern

Der folgende Samstag diente zur Erkundung der Stadt Iasi, mit 370.000 Einwohnern zweitgrößte Stadt Rumäniens, ehemalige Hauptstadt des Fürstentums Moldau und zeitweise Sitz der rumänischen Regierung. Nach dem Besuch der sehr sehenswerten Bibliothek der Technischen Hochschule Gheorghe Asachi, kürzlich zu einer der schönsten Bibliotheken der Welt gekürt, ging es ins Stadtzentrum. Nach einem kurzen Besuch des imposanten Kulturpalastes, der von 1890 bis 1926 auf den Ruinen einer Königsburg aus dem 15. Jahrhundert erbaut wurde, konnte neben der Altstadt mit wunderschönen orthodoxen Kirchen auch die moderne Mall erobert werden.

Bibliothek Technische Hochschule Gheorghe Asachi

Mit der slowakischen Delegation vor dem Kulturpalast in Iasi

Am Abend wurden bei wiederum köstlichen regionalem Essen Kooperationsmöglichkeiten erörtert. Und nach einer kurzen Nacht trat ich um 4.30 die Busfahrt nach Bukarest an. Mein Dank gilt den Rumänen, die meine Hilflosigkeit bzgl. der rumänischsprachigen Informationen seitens des Busfahrers sahen und mir mit ihren Deutschkenntnissen weiterhalfen, die sie dank der beruflichen Tätigkeit in Deutschland erworbenen haben.

Am Sonntagnachmittag bin ich wohlbehalten gelandet und dankbar für wunderschöne Tage mit sehr aufmerksamen und hilfsbereiten Kolleginnen und Kollegen, gutem Essen und vielen Ideen, wie der Unterricht kreativer und innovativer gestaltet werden kann. Ich hoffe, ich kann sie entsprechend umsetzen und auch meinen Kolleginnen und Kollegen neue Impulse geben. Vieles habe ich auch schon von Ihnen gelernt, u.a. bezüglich des Einsatzes kreativer Methoden im Deutschunterricht.

Zum Symposium gab es einen Wettbewerb mit Schülerarbeiten. Dazu hat die Schülerin Amelie Budzinski einen Beitrag zu einem Gedicht über Flüchtlinge eingereicht. Sie hat einen Globus gebastelt, der außen die Fluchtrouten nach Europa zeigt und im Inneren Bilder über Eindrücke, die Flüchtlinge während ihrer Flucht aufnehmen, z. B. Landschaften, das Meer, Personen, die sie treffen. Eine Bewertung des Beitrags steht zum Zeitpunkt der Berichterstellung noch aus.

Holger Jouppien