Julia Greupink und Imke Roelofs aus Nordhorn haben im Rahmen ihrer Ausbildung ein Praktikum im Ausland gemacht. Das ist Teil der Zusatzqualifikati on Europakauffrau. Praktika sind hilfreich, um schon während der Ausbildung für sich herauszufinden, ob der angestrebte Beruf auch in der Praxis das hält, was er in der Theorie verspricht. Julia Greupink und Imke Roelofs aus Nordhorn haben aber nicht nur irgendein Praktikum gemacht, sondern ein Auslandspraktikum. Vier Wochen lang haben die beiden 20-Jährigen in einem Unternehmen im irischen Kork gearbeitet und in ihrer Freizeit das irische Leben in einheimischen Gastfamilien kennengelernt.
Julia Greupink ist bereits im letzten Jahr ihrer Ausbildung zur Industriekauffrau. Gemeinsam mit Imke Roelofs, die eine Ausbildung zur Speditionskauffrau macht, besucht sie die KBS in Nordhorn. Im Rahmen der Zusatzqualifikation Europakauffrau konnten sie zwischen verschiedenen Ländern für ihren Auslandseinsatz wählen.
Vielfältiger Einblick
“Wenn ich einen Urlaub plane, denke ich nicht direkt an Irland. Daher war es eine schöne Chance, mein Praktikum dort zu machen”, erzählt Julia im Gespräch mit GN-Szene. Die 20-Jährige, die sonst in Neuenhaus bei Wink Stanzwerkzeuge GmbH & Co. KG am Schreibtisch sitzt, wechselte für vier Wochen in die Firma MCK Electrical. “Meine Aufgaben waren sehr vielfältig”, sagt sie. So durfte die Grafschafterin im Lagerbereich und im Wareneingang arbeiten, musste Lagerbestände prüfen, Rücksendungen vorbereiten und durfte im Showroom mithelfen.
“Klar waren die Aufgaben anders als die in meiner Ausbildung in Deutschland zur Industriekauffrau, aber ich fand es vor allem interessant, ein anderes, nicht deutsches Unternehmen kennenlernen zu können.” Der größte Unterschied war für sie das Lagersystem: “In Neuenhaus arbeiten wir nur auftragsbezogen, in Irland hatte die Firma ein großes Lager mit einem komplett anderen Warenaufbewahrungssystem.”
Einsatz im Einzelhandel
Auch Imke Roelofs, die ihre Ausbildung beim Speditionsunternehmen Hellmann Worldwide Logistics in Bad Bentheim absolviert, musste in Irland andere Aufgaben als in Deutschland bewältigen. “Ich habe bei der Kilkenny Group gearbeitet”, erzählt die Nordhornerin. In rund 15 Shops und einem Onlineshop verkauft das Unternehmen alles von Taschen bis Schmuck.
Während Roelofs in Bad Bentheim eher im kaufmännischen Bereich im Einsatz ist, kümmerte sie sich in Irland überwiegend um den Warenfluss oder den Versand. “Trotzdem passte es ganz gut zu meiner Ausbildung”, erklärt sie weiter.
Gastfreundschaft beeindruckt die Frauen
Trotz langer Arbeitszeiten, die manchmal bis halb sieben in den Abend reichten, blieb den beiden Grafschaftern Zeit, Land und Leute kennenzulernen. In ihren Gastfamilien konnten sie die irische Kultur hautnah miterleben. Dabei haben sie festgestellt: So sehr unterscheidet sich das englischsprachige Land gar nicht von Deutschland. “Einen Kulturschock hatte ich jetzt nicht, aber manchmal vermisst man schon das ein oder andere Gericht. Zum Beispiel Scones, das ist eine Art Gebäck mit Rosinen”, erzählt Imke.
Besonders beeindruckt waren die beiden jungen Frauen auch von der Freundlichkeit und Offenheit der Iren. Trotz des kurzen Aufenthaltes wurden sie von ihren Gastfamilien direkt ins Herz geschlossen und am Ende mit Geschenken verabschiedet. “Und auch auf der Arbeit waren die Menschen super herzlich zu uns und haben uns immer geholfen. Als einmal die Busse eine Woche lang gestreikt haben, hat mich meine Chefin jeden Morgen abgeholt und nach der Arbeit zurück nach Hause gebracht”, erinnert sich Imke.
Lebensmittelpunkt bleibt die Grafschaft
Auch an den Wochenenden gab es bei Julia und Imke ein volles Programm. Gemeinsam mit anderen Praktikanten haben sie Ausflüge in die irische Hauptstadt Dublin, in die Hafenstadt Kinsale oder zu den “Cliffs of Moher”, den bekanntesten Steilklippen Irlands, gemacht. “Irland hat einfach eine atemberaubende Landschaft”, sagt Julia und schwärmt von der Steilklippe an der irischen Südwestküste. “Als wir dort waren, haben wir wirklich versucht, den Moment einfach zu genießen und nicht hunderte von Fotos zu machen.”
Zurück in Deutschland denken die beiden 20jährigen gerne an ihr Praktikum in Irland. Doch länger im Ausland leben möchten sie erst einmal nicht: “Ich könnte mir nicht vorstellen, im Ausland zu wohnen. Meine Familie, meine Wohnung und mein Freund sind in Nordhorn. Ich habe meine Zukunft in der Grafschaft geplant”, sagt Imke offen. Dem kann Julia nur zustimmen: “Für eine kurze Zeit ist es kein Problem. Der Aufenthalt hat mir meine Angst vor dem Sprechen der englischen Sprache genommen und mir gezeigt, wie einfach es ist, Smalltalk zu halten. Ich würde es jedem empfehlen.”
Quelle: Grafschafter Nachrichten vom 29.05.2017 (Larissa Rehbock)