Vortragsveranstaltung mit Dr. Reinhard Erös in der KBS Nordhorn zum Thema Afghanistan (oder „Interessier’ dich mal für Politik!“)

  • Beitrag veröffentlicht:20. September 2013
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Am 20.09.2013 besuchte Herr Dr. Reinhard Erös die KBS Nordhorn und hielt vor den Grundkursen Geschichte von Herrn Thier und Evangelische Religion von Herrn Heikens einen Vortrag über seine Arbeit in Afghanistan.

Nach einer kurzen Vorstellung seiner bisherigen Tätigkeiten in den Katastrophen-, Krisen- und Kriegsgebieten der Welt und seiner aktuellen Arbeit in Afghanistan macht er das Ziel seines Vortrags deutlich. Er will seine Zuhörer sensibel machen für das Land Afghanistan, das in den Medien sehr einseitig dargestellt wird. Darüber hinaus will er aber insbesondere das Interesse an Politik, an “das Öffentliche”, wecken. In diesem Zusammenhang mahnt er zu einem kritischen Umgang mit den Medien.

Dr. Erös fragt die Schüler nach ihren Assoziationen zu “Afghanistan”. Nennungen der Schüler wie “Krieg”, “Terror”, “Drogen”, “Osama bin Laden” bestätigten die Vorurteile, die viele Menschen gegen das Land hätten, so Erös. Diese Attribute gelten jedoch lediglich für das Afghanistan des letzten Jahrzehnts. Afghanistan sei eigentlich ein reiches Land, reich an Kultur, Natur und sonstiger Vielfalt.

Zur Vorstellung des Landes informiert Dr. Erös jeweils kurz über die geografische Lage, Topografie, Geschichte, Kultur und Religion. Die sich hieraus ergebenden zahlreichen Herausforderungen für den Militäreinsatz in der Region hebt er immer wieder hervor.

Afghanistan hat keinen Zugang zum Meer; es ist also auf dem Seeweg nicht direkt zu erreichen. Dies stellt z.B. ein besonderes Problem für die insgesamt rd. 150.000 im Land stationierten Soldaten. Da diese das Wasser dort nicht trinken können, muss es auf LKWs durch Pakistan transportiert werden (150.000 Soldaten * 40 l Wasser/Tag!!).

In Afghanistan liegen extreme Höhen- und Temperaturunterschiede vor. Im Norden des Landes gibt es z.B. auf einer Strecke von 300 km einen Höhenunterschied von 40 m bis 7.000 m über NN. Im Südwesten des Landes herrschen Temperaturen von + 55°C, während im Gebirge Temperaturen von -45°C erreicht werden, also ein Unterschied von 100°C innerhalb einer Distanz, die vergleichbar ist mit der Strecke von Stuttgart nach Berlin.

Das Land ist sehr reich an Naturphänomenen (Seen, Flora und Fauna). Auf 80% der Fläche ist aufgrund topografischer und klimatischer Bedingungen kein Wachstum möglich. Diese Umstände prägen die Bevölkerung. Dr. Erös beschreibt die Bevölkerung als sehr widerstandsfähig. Resignation gibt es unter den Menschen dort praktisch nicht. Die Kinder wollen unter allen Umständen zur Schule gehen.

Die Geschichte Afghanistans reicht sehr weit zurück. Unter dem Einfluss Alexanders des Großen entwickelte sich der graeco-buddhistische Synkretismus. In diesem Zusammenhang entstanden die berühmten, in Fels gehauenen und später von den Taliban zerstörten Buddha-Statuen. Ferner prägen indische und persische Einflüsse das Land, so dass es insgesamt etwa 30 verschiedene Volksgruppen und entsprechend viele Sprachen gibt.

Auch die Kultur des Landes ist sehr vielfältig. Die meisten Afghanen sind sesshaft; es gibt aber auch Volksgruppen, die als Nomaden durch das Land ziehen. Bei denen haben übrigens die Frauen das Sagen. Ackerbau wird mit Büffel und Holzpflug betrieben. Die Bauten zeichnen sich durch dicke Mauern und kleine Fenster aus. So boten und bieten sie Schutz gegen Witterungseinflüsse und auch feindliche Übergriffe.

Einzig gemeinsam ist den Afghanen ihre Religion, der Islam. In Afghanistan gibt es den Islam seit ca. 700 nach Christus. Er ist unpolitisch, friedlich, tolerant und nie missionarisch gewesen und stellt also das Gegenteil zum radikalen saudi-arabischen Wahhabismus (Salafisten, Taliban, Al Quaida) dar.

Mangels Alternativen schicken jedoch viele Afghanen ihre Kinder in die Taliban-Schulen, in denen sie den Koran in arabischer Sprache auswendig lernen. Ein Lehrer erläutert ihnen die Bedeutung in ihrer eigenen Sprache. Hieraus folgt eine unumkehrbare Fixierung auf die Ideologie der Taliban. Also baut Dr. Erös Schulen, insbesondere auch für Mädchen. Diese Schulen werden durch Spendengelder finanziert. Er baut zurzeit die 31. Schule mit Hilfe von Spenden.

Zum Abschluss seines engagierten, kurzweiligen und informativen Vortrags zeigt Herr Dr. Erös einen Kurzfilm über seine Arbeit vor Ort.

Quelle der Bilder: Dr. Erös

Weitere Informationen können folgender Homepage entnommen werden: www.kinderhilfe-afghanistan.de