Erster Austausch der KBS Nordhorn mit dem ROC Drachten

  • Beitrag veröffentlicht:9. Mai 2010
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Niederländische Schüler absolvieren Praktika in Grafschafter Unternehmen

Es ist der Beginn einer langfristig angelegten Partnerschaft – so lautet das Ziel der KBS Nordhorn für das erste Praktikum niederländischer Schüler in Grafschafter Unternehmen. Seit Anfang April befinden sich sechs Schüler des Ausbildungssektors “Internationale Handel & Groothandel” des ROC Drachten in Nordhorn und Emlichheim/Hoogstede, um wertvolle Erfahrungen im internationalen Berufsalltag zu sammeln.

Das ROC Drachten ist einer von fünf Standorten des ROC Friese Poort in Leeuwaarden. Dort werden insgesamt 12.000 Jugendliche und Erwachsene in verschiedensten Bereichen der beruflichen Bildung unterrichtet. So sind neben den klassischen gewerblichen und kaufmännischen Berufen auch Ausbildungen im Bereich Sicherheit, Fotografie, Musik, Theater oder Journalismus möglich. Auf der Grundlage christlicher Werte ist das ROC ein Ausbildungszentrum, in dem persönliche Aufmerksamkeit, kleine Gruppen und eine starke regionale Verbundenheit kennzeichnend sind.

Während des Praktikums sind die niederländischen Schüler in verschiedenen Abteilungen der Unternehmen eingesetzt. So ist Sander bei der Firma Naber GmbH beschäftigt und lernt dort die Abläufe bei einem Großhändler für Küchenzubehör kennen. In Nordhorn arbeiten zudem Sjon bei XXXLutz, Henk bei TFS global hanger management GmbH und Adrian in der Textilgroßhandlung Swafing. Dazu sind noch Jelje und Hans in den Kiebitzmärkten in Hoogstede und Emlichheim beschäftigt. Dort schätzt man insbesondere die Möglichkeit, die Schüler bei Gesprächen mit niederländischer Kundschaft einzusetzen. Während des Praktikums qualifizieren sich die Schüler beruflich und sprachlich, sammeln Erfahrungen in der deutschen Wirtschaftsstruktur und lernen so den internationalen Arbeitsmarkt kennen.

Ende April sind alle Schüler von ihren Lehrern Jaap van Tricht, Frans Boonstra und Rob van Halem besucht worden. Sie zeigten sich mit dem bisherigen Ergebnissen sehr zufrieden. Der koordinierender Leiter des Bereiches Groß- und Außenhandel der KBS Nordhorn, Gerwin Günnemann, hält das Praktikum vor allem für die persönliche Entwicklung und die berufliche Perspektive der Schüler wichtig. Auch die Betriebe profitieren dabei von der vorübergehenden Unterstützung von niederländischer Seite. Im Vorfeld musste sogar einigen Unternehmen abgesagt werden, da nicht genügend Schüler für die Vielzahl von interessierten Betrieben vorhanden waren.

Das Praktikum ist Mitte Mai ausgelaufen. Nur während der Osterfeiertage und der Ferien zum Koninginendag sind die Schüler wieder nach Holland gefahren. So lernen die Schüler auch die Grafschaft Bentheim und die deutsche Lebensart kennen. Sie schätzen besonders die ruhige und umgängliche Grafschafter Mentalität. Auch wenn der Fahrradverkehr in Nordhorn noch gewöhnungsbedürftig ist – als Niederländer haben sie natürlich ihre “Fietsen” dabei – und die deutsche Sprache in der Praxis schwieriger als vorher gedacht ist, fühlen sich alle sehr wohl hier. Dabei hilft auch der angenehme Kontakt zu den Vermietern.

In der letzten Woche konnten die niederländischen Schüler den Berufsschulalltag an den KBS Nordhorn erleben und auch so die Unterschiede zum niederländischen Bildungssystem kennen lernen. In Drachten sind die Klassen viel kleiner, dennoch geht es im deutschen Unterricht disziplinierter zu. Verwundert sind sie zudem über die Angewohnheit der deutschen Schüler, erst beim Klingeln den Klassenraum zu verlassen.

Für Ende September ist dann das korrespondierende Austauschprogramm im Rahmen eines Leonardo-da-Vinci-Projektes vorgesehen. Dann werden zehn deutsche Auszubildende ein vierwöchiges Praktikum in niederländischen Unternehmen um Leeuwaarden absolvieren. Zukünftig sollen beide Praktikumsphasen jährlich stattfinden. Das Austauschprogramm der KBS Nordhorn mit dem ROC Drachten bietet allen Teilnehmern die Möglichkeit, wichtige Erkenntnisse in einer ihnen fremden Arbeits- und Lebenskultur zu sammeln. Der europäische Gedanke nimmt einmal mehr Gestalt an, und berufliche Mobilität wird somit zur gelebten Erfahrung.

Heinz-Georg Beckmann