In der Nacht vom 24. September 2023 kamen ich, Hendrik Plescher, und mein Mitschüler aus der Berufsschulklasse der Industriemechaniker, Henri Vernaleken, in der kleinen Stadt Vicenza an. Unsere Unterkunft war ein am Rande der Stadt liegendes, zweistöckiges Haus. Es gab einige Zimmer, doch bei unserer Ankunft waren nur zwei davon belegt. Das Haus an sich war zwar alt, aber doch gepflegt und es gab alles, was man brauchte. Wir wohnten dort also einige Wochen mit ein paar netten Mitbewohnerinnen zusammen. Das WG-Leben war vom abendlichen Fernsehgucken, Kartenspielen und Ausflügen in die Stadt geprägt. Da wir viel unternahmen, verflog die Zeit und es kam keine Langeweile auf.
Bei meiner Arbeit wurde mein Kopf definitiv mehr beansprucht als mein Körper, da ich viel mit meinem Chef Guido und seiner Frau Andrea kommunizierte. Die beiden konnten sich zwar auf Englisch verständigen, aber beim Erklären von technischen Problemen stießen wir immer wieder auf Schwierigkeiten. Trotzdem versuchte Guido mir stets alles zu erklären, gerade weil seine Arbeit sehr kompliziert ist und er sehr viel Wert darauf legte, dass ich mein Wissen erweitere.
Er ist Eigentümer einer kleinen Firma, welche Roboter für die “Industrie 4.0” programmiert und außerdem Lösungen für Automationsanlagen kreiert. Guido ist mit seiner Arbeit weitestgehend allein. Seine Frau erledigt die kaufmännische und administrative Arbeit, kennt sich aber auch sehr gut mit den technischen Details aus. Das kam vor allem zum Vorschein, als ich mit ihr eine technische Messe zum Thema Automation in Venedig besuchte. Andrea wurde während meines Aufenthalts ebenfalls von einem Erasmus-Teilnehmer unterstützt. Dieser hieß Ben und machte eine Ausbildung zum Industriekaufmann.
Ansonsten hat Guido ein paar Partner, mit denen er zusammenarbeitet, aber keine direkten Angestellten. Meine Aufgabe war also, seine Arbeit zu verstehen und ihn bei handwerklichen Problemen zu unterstützen. Zum Beispiel musste ich einen KUKA-Roboter, der in der Werkstatt getestet werden sollte, mittels Bolzen im Boden fixieren und eine Vorrichtung zum Einspannen von Edelstahlwaschbecken montieren. Außerdem hatte ich noch die Möglichkeit, einen defekten KUKA-Roboterarm zu demontieren und auf vorhandene Fehler zu untersuchen. Somit boten sich mir viele neue Einblicke.
Manchmal besuchten wir auch Kunden, und ich konnte mir verschiedene Produktionsstätten angucken. Zum Beispiel war dort ein Hersteller für Edelstahlwaschbecken, für die Schweißroboter benötigt werden. Außerdem gab es auch noch eine Fabrik für Marmorplatten, bei welcher ein Roboter mit Greifarm im Einsatz war, der die verpackten Marmorplatten von einem Förderband zum nächsten befördert.
Generell kann ich nur Gutes über meine Vorgesetzten sagen. Sie waren sehr geduldig und hilfsbereit, und auch immer für Spaß zu haben. Außerdem luden sie uns häufig mittags zum Essen ein. Durch sie und meine Mitbewohner in der WG waren die vier Wochen in Vicenza eine willkommene Abwechslung zum normalen Alltag und ich werde auch in Zukunft wohl noch oft daran denken und von den Erfahrungen profitieren.